„Können nicht zahlen, werden nicht zahlen“

Massenboykott: Briten bezahlen Gasrechnungen nicht mehr

In Großbritannien formieren sich wütende Massenproteste gegen die hohen Energiepreise. Eine Kampagne appelliert an Kunden, ihre Rechnungen nicht zu begleichen.

Die steigenden Kosten für Gas und Strom geben der Kampagne „Don’t pay, UK“ in Großbritannien Auftrieb (Symbolbild).
Die steigenden Kosten für Gas und Strom geben der Kampagne „Don’t pay, UK“ in Großbritannien Auftrieb (Symbolbild).dpa/Patrick Pleul

Eine neue Initiative ruft Menschen in Großbritannien dazu auf, wegen der hohen Preise ihre Energierechnungen nicht zu bezahlen. „Don’t pay, UK“, also „Zahle nicht, Großbritannien“ lautet übersetzt das Motto der Kampagne. Wie die britische Zeitung Guardian berichtet, prangern die Initiatoren die stark gestiegenen Lebenserhaltungskosten an.

Einer aktuellen Analyse der Beratung Cornwall Insight zufolge dürfte die von der Energieaufsichtsbehörde Ofgem festgelegte Preisobergrenze für einen durchschnittlichen Haushalt im Januar auf 4266 Pfund (5052 Euro) pro Jahr steigen, wie die Analysten mitteilten.

Das wäre mehr als doppelt so hoch wie aktuell, wo der Preisdeckel noch bei 1971 Pfund (2334 Euro) jährlich liegt. Im Oktober ist den Berechnungen zufolge bereits eine Steigerung auf 3582 Pfund (4242 Euro) zu erwarten.

Die Initiatoren von „Don’t pay, UK“ fordern Energiekunden nun auf, ihren Protest nicht nur auf die Straßen zu tragen, sondern auch ihre Lastschriftverfahren zu kündigen und Rechnungen für Strom und Gas zu ignorieren. Energieunternehmen sollen durch die eingestellten Zahlungen in Bedrängnis gebracht werden: „Wir wollen sie an einen Tisch bringen und sie zwingen, diese Krise zu beenden“, ist auf der Internetseite der Initiatoren zu lesen.

Britische Regierung kritisiert Boykott-Initiative scharf

Die britische Regierung verurteilte die Kampagne indes. „Dies ist eine höchst unverantwortliche Botschaft, die letztlich nur die Preise für alle anderen in die Höhe treiben und die persönliche Kreditwürdigkeit beeinträchtigen wird“, sagte ein Sprecher dem Nachrichtenportal Independent. Die britische Regierung könne globale Energiepreise nicht steuern.

Die Regierung hat bislang eine Entlastung von 400 Pfund (rund 474 Euro) pro Haushalt angekündigt. Allerdings sind viele Experten sich einig, dass dies nicht ausreichen wird, um viele Menschen vor dem Abrutschen in die Armut zu bewahren.

Lehrerin erklärt, warum sie bei der Boykott-Kampagne mitmacht

„Wir tun dies nicht freiwillig“, erklärt eine Lehrerin gegenüber der Zeitung, die sich an der Kampagne beteiligen will. „Millionen von Menschen in diesem Land werden in diesem Winter in die Armut gestürzt. Und der Streik ist die einzige Möglichkeit, uns dagegen zu wehren.“ Nach Angaben von „Don’t pay, UK“ wollen sich bislang mehr als 93.000 Menschen dem Boykott ihrer Rechnungen ab Oktober anschließen, falls die Regierung keine „radikalen Maßnahmen“ ergreift. (mit dpa)